oder ..... "Was mich bewegt, mich zu bewegen"
Der erste Anstoß mich auf den Jakobsweg zu machen, kam durch einen Spanischkurs in unserer Schwesterstadt Logroño. Bei einem Empfang der Stadt erhielten wir ein Faksimile des Gästebuchs der Pilgerherberge. Die Einträge der Pilger aus den unterschiedlichsten Nationen mit einer großen Motivationsbandbreite faszinierten mich sofort.
Nach meinem Ausstieg aus dem Berufsleben Ende 2005 konnte ich zwar meinem Hobby Schach in einigen internationalen Turnieren in Spanien nachgehen und außerdem mich meinem zweiten "Hobby" Freie Comenius Schule intensiver widmen, doch insgesamt fehlte es irgendwie an neuen Herausforderungen. Dazu schwirrten mir zwar tausend Ideen durch den Kopf, aber es mangelte mir an der nötigen Konzentration diese über ein Anfangsstadium hinaus zu verfolgen.
Angeregt durch einige Fernsehsendungen über den Jakobsweg und nachfolgende Recherchen im Internet ließen in mir den Gedanken reifen, eine "Auszeit" auf dem Jakobsweg könnte das richtige Mittel sein, wieder meine "Mitte" zu finden, zudem als gesundheitlicher Nebeneffekt sich meine Gewichtsprobleme lösen könnten (ich wog 138 kg) Jeder andere Wanderweg über einige Wochen wäre dafür zwar sicher auch infrage gekommen, aber meine Liebe zu Spanien und die kulturellen Sehenswürdigkeiten am Wege ließen keine andere Wahl zu.
Als ich eines Tages im Freundeskreis - im Beisein meiner Frau - mein Vorhaben äußerte, kam sofort die Frage auf, ab wo ich denn gehen wolle.
Ich antwortete spontan "ab Darmstadt". Die darauf folgende ungläubige Heiterkeit erzeugte in mir eine spontane Trotzhaltung, von der ich auch in den folgenden Tagen und Wochen nicht wegkam, bis es letztendlich in einem festen Entschluss mündete. (Danach las ich übrigens erst das Buch von Hape Kerkeling)
Als Starttermin hatte ich mir das Frühjahr 2007 vorgenommen und mich vorher unserem Hausarzt Burckhard vorgestellt.
Die Standarduntersuchungen stellten kein Hindernis dar, alles war so weit in Ordnung. Burckhard empfahl mir allerdings noch vor dem Start eine Koloskopie machen zu lassen (ich war damals 61 Jahre alt). Die Diagnose "Darmkrebs" war niederschmetternd. Ich ließ mich im April operieren und unterzog mich noch bis Ende November 2007 einer Chemotherapie. Während der Chemotherapie beschäftigte ich mich weiter mit dem "Camino" und beschloss es dieses Jahr erst recht zu versuchen, denn ohne die Absicht den Weg zu gehen, wäre der Darmkrebs mit Sicherheit zu spät entdeckt worden.
Die über 2000 km zu Fuß sind für einen mehr oder weniger ungeübten Wanderer wie mich sicher eine große Herausforderung. Sollte es denn doch Probleme geben, kam von meinem Schachfreund Werner der hervorragenden Vorschlag nicht aufzugeben, sondern erst ein mal Remis anzubieten.
In diesem Sinne ..... beweg' ich mich mal ....