Von Patricia geweckt, werde ich dann von Mariano mit einer großen Portion Rühreier begrüßt, die wir zusammen verdrücken. Für die Reise hat er mir ein Riesenbocadillo mit Jamon Serrano auf spanische Art (mit geriebener Tomate und Olivenöl statt Butter) zubereitet. Mit guten Wünschen verabschiedet mache ich mich zunächst auf den Weg in eine Apotheke um das Rezept von Burkhard einzulösen. Schräg gegenüber ist die Praxis einer Zahnärztin, wo ich kurz der Helferin meine Situation schildere (Entfernung eines Backenzahns am Freitag vorher, die Fäden müssen noch gezogen werden.). Ich werde umgehend in ein Behandlungszimmer eskortiert (Merke: Muschel ist wie Privatpatient). Kurz darauf kommt Pamela Anderson zur Tür herein und entfernt mir die Fäden und die Tamponade im Handumdrehen (Sorry Pamela, Du musst noch künstlich ganz schön was zulegen, was dieser Zahnärztin schon von Natur aus gegeben ist!).

Ich folge dem Wanderzeichen Blütenweg ein wenig auf und ab und verliere ihn an einer bankumkleidenden Buche. Ich gerate nach Ober-Hambach und laufe die Straße entlang nach Unter-Hambach und finde eine Kirche und ein offenes Gemeindebüro. Zufall? Mein erster Stempel im Pilgerpass ist von meiner Heimatgemeinde, der Michaelsgemeinde. Wo bin ich gelandet? Beim katholischen Pendant St. Michael! Ich werde von 2 sehr netten Damen begrüßt, in die Küche gebeten, wo gerade das Mittagessen zubereitet wird und erhalte eine Mischung aus Multivitaminsaft und Wasser. Eine herrliche Erfrischung zu diesem Zeitpunkt. Ich bin der erste Jakobspilger, der hier vorbeischaut und sich seinen Stempel holt. Mit dem Bedauern, dass der Pfarrer noch nicht wieder da ist, werde ich herzlich verabschiedet. Weiter geht es nach Heppenheim. Irgendwo verwechsle ich das „blaue B" für Burgweg mit dem „gelben W" für Blütenweg. Konsequenz: Hoch zur Starkenburg und wieder runter. Aufwärts fehlt mir die Luft, abwärts geht es über einen steilen, schmalen Waldpfad mehr in Zehen und Knie. Unterwegs muss ich mehrere reisende Bäche überqueren (die bei dem Regen vor ein paar Tagen und nach dem Überschwemmungsgebiet zu urteilen reißend gewesen sein müssen). Ich treffe eine dicke fette Weinbergschnecke mitten auf dem Weg, die sich wohl verirrt hat. Ich überlege, ob ich sie mitnehmen und an einem Weinberg wieder aussetzen soll. Ich lasse es. Sie hat ja Zeit in Hülle und Fülle. In Heppenheim angekommen, gehe ich weiter in Richtung des Blütenwegzeichens. Auf der Straße gegenüber läuft eine blonde gut aussehende Frau. Sie blickt kurz freundlich zu mir herüber und denkt: „Der sieht nicht so aus, als ob er unter Brücken schläft". Ich denke: „Die kennst Du doch" und rufe „Ursel?". Sie dreht sich um - und – sie ist es. Eine Schulkameradin, die jetzt in der Nähe von Heppenheim wohnt (Ursel melde Dich per e-mail, wenn Du das liest). Sie ist in Eile (gibt Unterricht, die Schüler warten), zeigt mir nachdem ich geschildert habe, was ich vorhabe, noch eine Abkürzung durch die Stadt. In Richtung Weinheim, wo ich eigentlich übernachten will. Ich verfehle ich mehrfach den Weg, da jetzt noch zu den beiden B's noch das Zeichen des Weinlagenwanderwegs hinzukommt. Dieser ist zwar weitgehend identisch mit den beiden B's, führt aber zumindest an diesen Tagen in Sackgassen, an deren Ende leere Weinzelte für den Folgetag stehen. Vor Hemsbach ziehen Wolken auf. Es beginnt schauerartig zu regnen. Ich hole meine Regenjacke aus dem Rucksack und marschiere weiter. Ich beschließe nicht wie geplant nach Weinheim weiter zu gehen, sondern eine Übernachtungsmöglichkeit in Hemsbach zu suchen (Etappenziel verfehlt, Tageskilometer weit überschritten). Ich stehe vor dem Hotel „Zum Ritter".

Überraschung . Das Hotel wird von Muselmanen betrieben (Ritter, Kreuzzüge??) ohne den Namen zu ändern. Es sind aber sehr freundliche Türken, die zum Glück nichts mit dem Matamoros (= Maurentöter, Beiname vom heiligen Jakob)) zu tun hatten. Meine Muschel findet hier keine Beachtung. Ich frage, da ich Hunger habe, wann das Restaurant öffnet. „Erst in einer Stunde, aber ich kann Ihnen ein paar Köfte machen". Ich nehme dankend an, verspeise die Frikadellen mit jeder Menge Reis und einem großen Salat, begleitet von 2 Flaschen Bier. An der Theke befindet sich ein großes Aquarium mit 3 Goldfischen (Gibt es jetzt auch schon Triaden bei den Türken, Yücel?). Ich bin total müde und verabschiede mich schon um 18:00 auf mein Zimmer und schlafe gegen 19:30 ein.

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