02.05.2008 Heidelberg – Schwetzingen
Gut gefrühstückt checke ich in der Jugendherberge aus und hole mir einen Stempel für den Vortag (Niemand erreicht am Himmelfahrtstag, Gemeindebüros zu, Pfarrer in den Kirchen beschäftigt).
Da ich bisher nach einer Odenwaldkarte gelaufen bin und den Rest der Strecke ab Speyer als Kartenmaterial bei mir habe, versuche ich heute ohne Karte nach Speyer zu kommen. In der Jugendherberge gibt es einen Infostand. Da ich ja schon aus dem Internet weiß, dass es für diese Strecke keine Wanderrouten gibt, frage ich trotz der schlechten Erfahrungen von gestern nach einer Fahrradroute. Da gibt es die Odenwald-Madonnenroute, die nach Speyer führt, die sei draußen vor der Jugendherberge ausgeschildert, erfahre ich. Ich gehe zur Straße, sehe ein Fahrradschild mit Aufschrift Innenstadt. Ich gehe in die Richtung, fotografiere noch schnell einen Bären und meinen Rucksack vor einer Blumenwiese . Es geht den Neckar entlang, an der städtischen Hundewiese, wo laut Hinweistafel die Hunde nur angeleint laufen dürfen. Ich sehe jede Menge Herrchen und Frauchen mit Leine, aber ohne Hund am anderen Ende (Dazu demnächst mehr im Kapitel Gedankenhopser). Ich komme zu einer Brücke. Das Fahrradschild zeigt weiter in Richtung Innenstadt, da will ich aber nicht hin. Ich beschließe die Brücke zu überqueren und nach Himmelsrichtung zu laufen.

An der Ausfahrstraße Richtung Autobahn nach Darmstadt komme ich nicht weiter. Ich halte einen Radfahrer an und frage nach dem Weg nach Speyer. „Du wollen zu Fuß, das ist aber sehr weit. Du müssen gehen über Eppelheim Schwetzingen. Davorne ist Brücke geht über Straße, 400m" ist die Antwort. Ich bedanke mich für die freundlichen Hinweise. Die 400m waren gut geschätzt. Ich überquere die Brücke und stehe vor einem großen Rohbau der „Heidelberger" und der Internationalen Schule Heidelberg. Ich frage einen Passanten, der aus Richtung Schule kommt. Der bestätigt mir, dass ich über die Brücke gekommen bin, dass es aber über die Bahngleise beliebig schwierig wird, kein Übergang. Er schickt mich auf der anderen Straßenseite zurück zum Bahnhof. Dort betrete ich die Information und frage erneut. Da gibt es den Kurpfalzradweg, der führt über Schwetzingen nach Speyer und beginnt an der Brücke davorne. Statt mir in der Bahnhofsbuchhandlung eine Karte zu besorgen, stapfe ich los. Da ist das Schild. 28km bis Speyer. Das ist zwar im Bereich meiner Möglichkeiten, aber nicht auf geteerten Radwegen. Ich beschließe die auf den Schildern über dem Autobahnzubringer angezeigten 9 km bis Schwetzingen zu laufen und von dort meine Frau anzurufen. Sie war hier auf der Rechtspflegerschule, es ist Freitag und vielleicht hat sie ja Lust mir Schwetzingen zu zeigen, bevor ich unauffindbar im Pfälzer Wald verschwinde. Ich folge frohgemut dem Fahrradweg im 5km/h-Tempo. Die Freude nimmt allerdings immer mehr ab, da der Weg nur durch einen Seitenstreifen bzw. schmales Grün von dem Zubringer verläuft. Trotzdem gehe ich weiter, da mir mittlerweile angezeigt wird, dass ich mich auf dem Odenwald-Madonnen-Weg befinde. Plötzlich biegt der Weg ab und geht quer durch die Felder. An einer Kreuzung werde ich unsicher wie es weitergeht, da Hinweisschilder fehlen (normalerweise dann geradeaus). Ein Radfahrer kommt mit Kind im Schlepptau. Ich halte ihn an und frage. Nach rechts geht es nach Schwetzingen, sagt er, aber das ist kein schöner Weg. Besser Sie gehen davorne rechts unter der Autobahn durch. Davorne ! Das gibt ein eigener Artikel im Lexikon!

Ich laufe ein Stück und finde einen Weg davorne. Ich biege rechts ab und stehe nach 500m vor der Autobahn. Ich habe leider keinen Spaten dabei, um mir einen Tunnel zu graben. Ich biege also links ab und gehe die Autobahn entlang. Es kommt ein Wall und ich sehe die Oberkante eines Autobahntunnels. Ich erklimme den Wall, und bremse zum Glück noch rechtzeitig, denn da unten ist keine Straße, sondern ein Kanal. Die Autobahn könnte man hier nur schwimmend unterqueren. Also die 500m wieder zurück und den übernächsten Abzweig genommen (der nächste ist ein weiterer Kanal). Jetzt geht es unter der Autobahn durch. Der Weg geradeaus führt zu den gelben Engeln, die gerade einer Horde Jugendlicher Sicherheitstraining verabreichen. Die hochschießenden Wassersäulen und die Fahrgeräusche der Autos übertönen mein Rufen. Mein Armewinken sieht niemand. Der weitere Weg ist durch ein umzäuntes Grundstück des örtlichen Energieversorgers gesperrt. Ich gehe zurück und nehme den Weg nach links. Kurz darauf teilt sich der Weg in zwei Wege. In Richtung des einen Weges ist wieder der Odenwald-Madonnen-Weg zu finden. Jetzt steht hier aber nicht mehr Schwetzingen, sondern Reilingen. Na ja, kann ja trotzdem nicht falsch sein. Ich gehe ca. 2,5 km und stehe wieder an einer Kreuzung. Ich setzte mich auf eine Bank und vernichte den Rest meiner Wasservorräte. Eine Gruppe älterer Radfahrer naht und macht auch Pause. Es sind Belgier, dazu absolute Profis in Sachen radwandern. Sie waren schon vor 2 Jahren mit dem Rad in Santiago. Ich studiere die ausführlichen Fahrradkarten und sehe, dass der Odenwald-Madonnen-Weg nach Bruchsal und nicht nach Speyer führt! Ich finde einen breiten Waldweg Richtung Schwetzingen. Am Ende des Waldwegs verzweigt er nach links und nach rechts. In der Ferne taucht ein Jogger auf. Er ist kaum zu bremsen. Ich verderbe ihm wohl eine neue persönliche Bestleistung. "Davorne rechts geht es nach Oftersheim, durch Oftersheim durch und Sie sind in Schwetzingen". Ich nehme den nächsten größeren Waldweg rechts, laufe ca. 1 km, bis mich eine Kiesgrube stoppt. Der Weg geht nach rechts, um dann noch einmal nach rechts zu gehen. Ich lande auf der soeben verlassenen Querstraße ca. 150m vom Einstiegspunkt entfernt. Also den übernächsten "davorne". Der ist breiter und führt mich nach 2km an eine y-Verzweigung, wo mich zum Glück 2 Walkerinnen in die richtige Richtung schicken. Ich strande ca. 50m von einem Golfplatz entfernt, wo die Golfer ihre Langstrecken mit einem Wägelchen zurücklegen. Ich halte ein Auto an. Ein freundlicher älterer Herr erklärt mir ausführlich den Weg und ich erreiche nach weiteren 5 km Oftersheim. Ich greife in dem nächsten Lokal wieder zur stark verdünnten Weinschorle und Rigatoni mit Putenstreifen. Ich rufe Elsie an und sage ihr, dass ich mich wieder melde, wenn ich in Schwetzingen bin. Ich lasse mir den Weg dorthin erklären und komme zufällig an einem Internetcafe vorbei, in dem ich diese Artikel bis hierhin beschrieben habe.
Von hier aus wird das Hotel gebucht und als Treffpunkt mit Elsie ausgemacht. Ich frage nach dem Weg dorthin. Mein Rucksack wird gemustert. „Das ist aber sehr weit, mindestens 1 km". Was ist für mich heute schon weit? Ich erreiche schließlich das Hotel Berlin, dusche kurz und hau mich auf das Bett, bis Elsie anruft, dass sie unten steht. Dabei sind Manfred und Elfriede sowie meine Tochter Meike mit Freund David, dessen Vater sich im „Welde" zu uns gesellt. Ich beschließe einen Ruhe- und Dokumentationstag in Schwetzingen einzulegen, zumal hier ein richtig großes Stadtfest stattfindet.

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